[1] Der Mondgesichter Liebe ist
Die Straße, die mein Herz ergreift,
Ich gab ihm fleißig meinen Rath,
Doch seh' ich, daß er's nicht begreift.
[2] O Prediger! o sag' bei Gott!
Ein Wort von meines Schenken Flaum,
Indem die Fantasie kein Bild
Mit Feuersinn wie dies ergreift.
[3] Vom alten Wirth der Schenke hab'
Ich viel erfahren, Gutes viel,
Ich weiß, daß er die Gleißnerei
Nicht für ein Glas voll Weins ergreift.
[4] Ich trag' die Flasche unterm Arm,
Die Leute haltens für ein Buch,
Ein wahres Wunder, wenn das Buch
Des Trugs das Feuer nicht ergreift.
[5] Ich will zuletzt doch eines Tags
Verkaufen dieses bunte Kleid;
Indem der Wirth dafür ein Glas
Voll Weines aus dem Keller greift.
[6] Wer reines Herzens ist, genießt
Am rothem Weine so viel Lust,
Weil diesen rothen Edelstein
Nur der gerade Sinn ergreift.
[7] Das schöne Haupt! das schöne Aug'!
Du sagest, thu' darauf Verzicht,
Doch diese Predigt ohne Sinn,
Ist's nicht, was mein Gefühl ergreift.
[8] Ich seh', daß dieser Trunkenbold,
Der immer spricht von gutem Rath,
Auf Gottes ew'gen Rathschluß zürnt,
Wer weiß, ob er um's Glas wohl greift.
[9] Ich weine und ich lach' zugleich,
Wie es der Kerzen Sitte ist,
Und meine Zunge ist von Gluth,
Doch zweifl' ich, ob sie was ergreift.
[10] Was für ein wahrer Jäger bist
Du trunknes Aug', ich opfre dir
Mein Herz, indem kein Jäger sonst
Als du, den wilden Vogel greift.
[11] Ich hab' des Worts wahrhaftig Noth,
Doch von der Freundinn wird's entbehrt,
Allein was nützt der Zauberdunst,
Wenn er die Schöne nicht ergreift?
[12] Ich will einst Alexandern gleich
Den Spiegel nehmen in die Hand,
Es sey nun, daß mich seine Gluth
Ergreifet, oder nicht ergreift.
[13] Erbarme dich, o Gütiger!
Erbarme dich, denn der Derwisch
Kennt nur dein Haus, kennt keinen Weg,
Wenn er den deinen nicht ergreift.
[14] Da du so lieblich singst Hafis,
So wundert es mich sehr fürwahr,
Daß dich dein König nicht mit Gold
Und Schätzen um und um ergreift.